Gestern Abend waren Tocotronic im Theaterhaus in Stuttgart zu Gast. Als Support hatten sie Ilgen-Nur mit dabei.
Ein Sonntag Abend im April, der sich anfühlte wie ein lauer Sommerabend. So war das gestern, als wir auf dem Weg zu Tocotronic im Theaterhaus waren. Um kurz vor 20:00 Uhr drängelten sich die meisten Besucher noch vor dem Theaterhaus. Die Gäste, überwiegend in einem gediegenen Alter, welche sich an diesem lauen Abend eher noch ein Glas Wein gönnte als einen Becher Bier. Kein Wunder, sie sind wohl mit ihrer Band Tocotronic erwachsener geworden. Die Band feiert nämlich in diesem Jahr ihr 25-jähriges Jubiläum. Sie wagten es zudem, mit ihrer aktuellen Platte Die Unendlichkeit erstmals ein Konzeptalbum zu veröffentlichen, mit welchem sie sich durch ihre eigenen Autobiographie hindurch arbeiten.
Support war die junge, frische Ilgen-Nur aus Hamburg. Sie darf die komplette Tour mitspielen. Ilgen-Nur selbst an der Gitarre, machte mit ihrem locker lässigen Indiepop richtig viel Spaß. Wie ein „Indie-Bonbon“ entwickelte sich ihr Set und so finalte es letztendlich in einem rockigen, punkig und britisch angehauchten Song, welcher mit lauten Gitarrenriffs ihres Bandenmitglieds Paul Pötsch (der nebenbei auch Frontmann der Band Trümmer ist) und wilden Gesangseinlagen von Ilgen-Nur selbst beeindruckte. I’m just trying to be cool – sang sie und ja, wir finden das gelang der erst 21 Jahre alten Künstlerin schon recht gut in Stuttgart.
Um 21:00 Uhr standen dann Tocotronic auf der Bühne. Der Saal des Theaterhauses war inzwischen voll geworden. Der erste Song – gleichzeitig der Titel des Albums Die Unendlichkeit. Dieser überzeugte mit seinem breiten Gitarren Soundgewand die zahlreichen Stuttgarter Fans von Anfang an. Dirk von Lowtzow begrüßt das Publikum und dieses war begeistert und rief seinen Namen aus voller Euphorie.
Tocotronic sind ja inzwischen so etwas wie ein Teil deutscher Musikgeschichte und spiegeln das Lebensgefühl einer ganzen Generation wieder. Genau diese Generation ließ sich am gestrigen Abend von der Band mitnehmen und trieb das komplette Konzert über mit auf dem Songmeer der deutschen Indie Götter. Die Reise ging von Electric Guitar über Let There Be Rock, Bis uns das Licht vertreibt hin zu Aber hier leben, nein danke und Alles was ich immer wollte war alles. Der Rest des Publikums fühlte sich vielleicht teilweise ausgeschlossen, wurde aber spätestens mit Hits wie Kapitulation, Hey Du oder Macht es nicht selbst zumindest ab und an mit ins Boot genommen.
Es ist aber auch nicht einfach auf einem Tocotronic Konzert. Entweder man lebt diese Band, dieses Gefühl, ein Teil der Bewegung zu sein und springt ins Boot oder eben nicht. Wir fühlten uns ein wenig ausgeschlossen, vielleicht weil wir an diesem Abend zu der „jüngeren“ Generation gehörten – wir wissen es nicht. Dennoch es gab drei Zugaben und nach eineinhalb Stunden wurde der Abend mit dem Punk Studenten Hit Freiburg beendet. Und alle die mit im Boot saßen waren hellauf begeistert und die Anderen – ja, wir hatten trotzdem einen schönen Abend.
Die Fotos könnt ihr euch hier ansehen: