Die Finnen von Sunrise Avenue waren am Samstag Abend im Rahmen Ihrer Heartbreak Century Tour zu Gast in der restlos ausverkauften Hanns-Martin-Schleyerhalle in Stuttgart.
Eine interessante Mischung bot die Hanns-Martin-Schleyerhalle und die Schwesterhalle Porsche Arena am Samstag Abend. Teenies vs. Babos. In der Porsche Arena waren die 187 Strassenbande zu Gast und bereit, eben diese auseinander zu nehmen [hier gehts zu unserem Bericht], und in der Schleyerhalle waren Sunrise Avenue zu Gange.
Die Schleyerhalle war schon von Beginn an annähernd bis unter das Dach gefüllt. Das mit überwiegend sehr jungen Mädels, die vermutlich alle wegen Mädchenscharm Samu Haber da waren. Weiter hinten und am Rand fanden sich dann die Eltern und Begleitpersonen, aber auch ein paar ältere Besucher und Fans mischten sich unters Publikum. Wir zählen uns hier mit Anfang 30 doch schon zu den älteren Besuchern.
Um 19:50 Uhr wurde es dunkel und die ersten aufgeregten Kreischer entfuhren dem ein oder anderen Fan. Ein paar Augenblicke später betrat Supportact Tim Kamrad die Bühne. Im Hintergrund von Tim Kamrad & seiner Band ragte ein riesengroßes rotes Backdrop. Der junge Wuppertaler wird als einer DER Newcomer des Jahres gehandelt, umso gespannter waren wir auf Tim. Zumindest mit seiner Single Ruin Me hatte er uns schon vorab einen Ohrwurm beschert.
Technische Schwierigkeiten verzögerten den Auftritt, doch der junge Künstler meisterte dieses Problem souverän und gab kurzerhand einfach seinen ersten Song akustisch zum Besten. Nachdem die Probleme behoben wurden, konnte die Band beim zweiten Song mit
einsteigen. Der charismatische Mädchenschwarm wickelte das Publikum mit seiner sympathischen Art und den guten Beats Locker um seinen Finger. Der 20 jährige Singer-Songwriter schaffte es mit Leichtigkeit, die Stuttgarter Teeniewelt in seinen Bann zu ziehen, und auch wir sind durchweg Begeistert. Wir können es kaum erwarten, bis Tim im September mit seinem am Freitag erschienen Debütalbum WAYS selbst auf Tour kommt.
Nach einer kurzen Umbauphase ging es um 21:00 Uhr auch endlich mit dem Hauptact des los. In der Halle war bereits kein Platz mehr frei, immerhin haben sich fast 12.000 Menschen hier versammelt, die gemeinsam dem Auftritt von Sunrise Avenue entgegen fieberten. Das Licht wurde gedimmt, Samu, Raul, Sami, Riku und Osmo enterten unter tosendem Applaus und – ja – leider auch gekreische die riesen Bühne. Im Hintergrund ragen fünf große Leinwände, die neben Live Bildern auch zum Set passende Videos abspielen. Ein langer Steg geht in die Menschenmenge, vorne steht ein verlassenes Mikrofon. Vermutlich wird Sänger Samu das ein oder andere Liedchen quasi umringt von den Fans zum Besten geben. Über der Band eine riesige Lampenkonstellation, die die ganze Bühne sehr imposant wirken lässt.
Das Set bestand aus 20 gut gemischten Songs, bei denen natürlich das aktuelle Album Heartbreak Century im Vordergrund stand und welches auch fast komplett wiedergegeben wurde, gespickt mit Klassikern und Hits ein überzeugendes Set. Die tiefe und markante Stimme von Frontman Samu Haber gelangt bis ins hintere Eck der
Schleyerhalle und berührt auch den letzten Stuttgarter. Mit seinem finnischen Akzent versprüht er bei den ein oder anderen deutschen Gesprächseinlagen seinen Charme in vollen Zügen. Haber spielt und flirtet mit den Stuttgartern, und diese scheinen es sichtlich zu genießen. Und auch die jungen Fans kommen auf ihre Kosten, zum Beispiel als für ein Mädchen aus der ersten Reihe kurzerhand Happy Birthday zum 15. Geburtstag angestimmt wird. Mädchenträume werden also doch wahr, ob mit Geburtstagsständchen oder einem Handtuch, mit welchem es sich kurz vorher noch der Schweiß aus dem Gesicht gerieben wird. Wir fühlen uns etwas an unsere wilden Backstrees Boys Tage zurückerinnert.
Schön und im Gedächtnis blieben an diesem Abend Songs wie Let Me Go oder Fairytaile Go Bad. Als die komplette Band die Bühne verlässt und nur Osmo Ikonen am Keyboard zurückbleibt und ein gefühlvolles Solo hinlegt, nur um kurze Zeit später von der sanfte Stimme von Haber begleitet zu werden. Bei Fairytaile Go Bad wird die erste Strophe beinahe als Ballade gesungen und bescherte hier sicher einige Gänshautmomente. Nach fast 2 Stunden gibt Hollywood Hills dann das große Finale.
Sunrise Avenue haben mit dem aktuellen Album großen Erfolg, auch wenn es – durch den starken Folk einschlag – etwas weiter ins Pop Genre abdriftet. So richtig als einheitliche Band bleiben die Finnen allerdings leider nicht so ganz im Gedächtnis. Frontman Samu Haber seht bei diesem Konzert doch extrem im Vordergrund, die restlichen Bandmitglieder werden zwar auch auf der riesigen Videoleinwand eingeblendet, interagieren aber recht wenig mit den Fans. Zum Schluss wird die Band dann noch mit Namen vorgestellt, bevor sie alle gemeinsam die Bühne verlassen. Schade eigentlich, aber vielleicht ist es auch das Bandkonzept. Ob diese Entwicklung durch die extreme Popularität und Beliebtheit von Haber durch die Teilname an The Voice Of Germany gekommen ist, oder eben einfach so gewollt ist – man weiß es nicht. Aber abgesehen von dieser Kleinigkeit: Wer einen wirklich schönen, unterhaltsamen Abend mit guter Livemusik aus dem Popgenre erleben möchte, war gestern in der Schleyerhalle definitiv an der richtigen Stelle.
Die Setliste:
- Prisoners in Paradise
- Beautiful
- Unholy Ground
- Litte Bit Love
- I Help You Hate Me
- Hurtsville
- Heartbreak Century
- Never Let Go
- Room
- Lifesaver
- Question Marks
- Flag
- I Don’t Dance
- Afterglow
- Forever Yours
- Let Me Go
- Point Of No Return
- Fairytale Gone Bad
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- Hollywood Hills