Nach einer langen Nacht machten wir uns am Samstag direkt auf zum Parc del Fórum, wo wir uns als erstes Tickets für den Auftritt von Cat’s Eyes auf der Hidden Stage besorgten. Nach erfolgreicher Mission zog es uns in den Beach Club, wo auf 17:00 Uhr Faris Badwan im Bowers & Wilkins Sound System für eine Stunde die Plattenteller drehte. Der Frontmann der The Horrors und von Cat’s Eyes legte eine gute Mischung aus Dance und Indie Beats auf. Ganz gut passte da auch Let’s Dance von David Bowie rein, welcher die tanzende Masse auch zum mitsingen einlud.
Eine entspannte Runde am Festivalstrand und ein paar Cocktails später war es dann auch schon an der Zeit für die Hidden Stage. Faris Badwan und Rachel Zeffira, die im Jahr 2011 das Projekt Cat’s Eyes gemeinsam starteten, brachten am Primavera Wochenende ihr neues Album Treasure House auf den Markt. Mit leichter Verspätung betraten die beiden gemeinsam mit drei Musikern und vier Background-Sängerinnen die Bühne. Bevor jedoch die Show startete, ließ Herr Badwan erstmal das Bühnenlicht nach seinen Vorstellungen einstellen. Das Set begann mit dem neuen Song Chameleon Queen, der sich ganz gut in die bisherigen Songs der Band einreihte. Es ging weiter mit Face in the Crowd, Over You,Twin Peaks und endete dann schließlich mit Names on the Mountain, der ebenfalls vom neuen Album Treasure House stammte. Ein schöner Auftritt, der leider etwas kurz war, aber wohl auch sehr spontan in dieser Zusammenstellung stattfand.
Am Rande bekamen wir noch etwas von dem Beach Boy, Brian Wilson mit, der fast zur selben Zeit spielte. Der 73-jährige performte das legendäre Pet Sounds Album der Beach Boys. Ganze 24 Songs lang war die Setlist und so waren natürlich auch die großen Hits wie Good Vibrations und Wouldn’t It Be Nice der Band dabei. Leider reichte es für uns nur zu Surfin’ U.S.A. – echt schade…
Von Brian Wilson ging es zur Ray-Ban Stage, wo sich schon halb England versammelt hatte und auf das englische Urgestein aus Sheffield – Richard Hawley wartete. Der Rock’n’Roller der alten Schule überzeugte mit seinem fast schon daher schwebenden Sound und Gesang. Und zurück bleibt bei uns die Hoffnung, dass er sich irgendwann wieder mit den Death Ramps zusammentut.
Die Headlinerin des Samstags war PJ Harvey, die mit ihrem Auftritt auf der Heineken Stage sehr viele Menschen anlockte. Sie hatte sich ihr Saxophon umgeschnallt und eine große Zahl an Künstlern mitgebracht. Natürlich waren darunter John Parrish, mit dem sie schon seit ihrer Anfangszeit arbeitete und Mick Harvey. Allesamt performten sie als Einheit, die ihr Zusammenspiel auf großartige Weise beherrschten – wie man es von Musikern eigentlich ja immer erwartet. Erst Anfang April veröffentlichte die Britin ihr neuntes Studioalbum The Hope Six Demolition Project, mit dem sie sich als Künstlerin weiter entwickelte. Ihre Setlist war bunt gemischt, von alten Hits wie Down by the Water und 50ft Queenie, die beide aus den neunziger Jahren stammten, bis hin zu Songs aus dem neuen Album wie The Wheel. Die Kritiken nach dem Set waren durchweg positiv und so war PJ Harvey wohl eine verdiente Headlinerin.
Als Mutterstädtler blutete uns an den ersten Tagen schon fast ein wenig das Herz, aufgrund der großen Auswahl und Überschneidungen keinen Hip Hop oder Rapact mitnehmen zu können. Deshalb ließen wir uns es am Samstag nicht entgehen, uns wenigstens noch den amerikanischen Rapper Action Bronson reinzuziehen. Schon seit einigen Jahren mischte er die New Yorker Hip Hop Szene auf und war auch schon ein paar Mal bei uns in Deutschland unterwegs. Mit Adiletten, Shorts und T-Shirt bekleidet hatte das Schwergewicht das spanische Publikum fest im Griff. Der Herr hatte definitiv Flow und wurde deshalb auch schon öfters mit Ghostface Killah verglichen. Ab und zu schimmerte in seinem Sample geladenen Set jedoch dieses unergründliche amerikanisch übermütige durch, aber das machen wir ihm nicht zum Vorwurf. Wir waren froh Songs wie Easy Rider, Actin’ Crazy, Mr. Wonderful oder Baby Blue auch mal live und in Action erleben zu können.
Parallel starteten Sigur Rós auf der H&M Stage. Ihr Set war auf 1 1/2 Stunden angesetzt und so war es kein Wunder, dass, als wir bei der Bühne eintrafen, sich schon ein großer Teil des Publikums am Rand niedergelassen hatte und das Konzert im Sitzen verfolgte. Bei Sigur Rós stand ganz klar die Musik im Vordergrund, auch wenn diese mit wunderschönem Lichtspiel auf der Bühne unterlegt wurde. Als Zuschauer hat man die Wahl, entweder man begibt sich mit den Isländern auf musikalische Reise und wird in einen Trance-Zustand versetzt, oder aber man driftet ab ins Reich der Träume. Wir konnten uns nicht wirklich entscheiden, da die Show wunderschön und verzaubernd war, aber wir gleichzeitig auch mit der typischen Festivalmüdigkeit kämpften. Übrigens: Sigur Rós eröffneten ihr Primavera Set mit einem neuen Song den ihr euch hier ansehen könnt.
Als wir uns den Timetable anschauten und entdeckten, wer das Festival auf der großen Bühne beenden durfte, mussten wir schon zweimal hinschauen. Das deutsche Elektro Trio Moderat, das erst vor kurzem im “kleinen” Stuttgarter LKA spielte, durfte den Samstag beenden. Geile Bässe und Beats von Modeselektors, gemischt mit dem fast schon lieblichen Gesang von Apparat, weckte die Besucher nochmals auf und brachte zum Abschluss ordentlich Stimmung auf das Primavera Sound Festival. Auch in dieser Nacht konnte wieder bis in die Morgenstunden getanzt werden.
Review: Stephanie Bauer (Copyright: About MusÏc)