Unser zweiter Primavera Tag begann damit, dass wir auf dem Weg zum Gelände beinah über Mac DeMarco stolperten, der gerade vor unseren Augen sein Hotel verlassen hatte.
Auf dem Primavera Sound Gelände Parc del Fòrum ging es für uns zunächst zur Mango Stage, auf der die Indie Band Whitney aus Chicago ihren Auftritt hatten. Vergangenes Jahr veröffentlichten sie ihr Debütalbum Light Upon the Lake, welches unter anderem den Hit No Woman enthält. Dass die beiden Gründungsmitglieder Julien Ehrlich und Max Kakacek nicht erst seit der Whitney Gründung 2015 auf der Bühne stehen, merkt man. Zuvor waren beide unter anderem Mitglied von Smith Western und wissen so durchaus, wie man mit dem Publikum umgeht. Amüsant war auch, als plötzlich ihr Buddy Mac DeMarco mit auf der Bühne stand, Gitarre spielte und später ne Runde crowdsurfte.
Im fliegenden Wechsel ging es auf der Heineken Stage weiter mit The Growlers. Sie haben nicht nur einen Mega Fan Namens Julian Casablancas, der mit ihnen am aktuellen Album City Club tüftelte, sondern stehen auch für den Kalifornischen Beach Goth. Nachdem sie auch ihr eigenes Festival benannt haben, welches seit fünf Jahren stattfindet und stetig wächst. Auch wenn Brooks Nielsen, der Sänger der Growlers, an diesem Tag ein bisschen aussah wie Che Guevara, war der Sound dennoch eine gute Mischung aus Cali Surf Sound gepaart mit den Einflüssen von Julian Casablancas. Der perfekte Sound für ein Festival wie das Primavera mit Sonne, Strand und Meer.
Zurück zu Mango Stage, auf der endlich Mac DeMarco an der Reihe war und auf den wir uns schon sehr freuten. Ein unterhaltsamer Auftritt des Kanadiers, bei dem nicht nur Whitney auf die Bühne kamen, rumspaßten und ebenfalls eine Runde crowdsurften, sondern auch der Drummer von Mac nackt an den Drums saß. Beim letzen Song Still Together ließ dann auch Mac DeMarco himself die Hüllen bis auf die Unterbuxe fallen und setzte seinen gestählten Körper mit Feuerzeug und Posen gekonnt in Szene. Ein unvergesslicher Auftritt, der das komplette Publikum mitriss – besser geht nicht.
Vielleicht doch! Auf der Heineken Stage waren nämlich The XX dran. Sie sorgten mal wieder für eine atemberaubende Atmosphäre und man fühlte sich als würde man schweben. Es ist doch immer wieder schön und einzigartig, diese Band live zu erleben, die einen auf eine sphärische Reise in ihre ganz eigene Welt mitnimmt.
Zunächst schauten wir uns das Hip Hop Duo Run the Jewels an, welches aus EI-P und Killer Mike besteht. So ganz überzeugt haben uns die beiden jedoch nicht, das war uns dann doch zu sehr amerikanischer Hip Hop. So machten wir uns auf den Weg zum Backstage Konzert von Pond, zudem man uns aber leider nicht mehr reinlassen wollte. Letztendlich landeten wir dann vor der Ray-Ban Stage bei den Sleaford Mods und ihren dreckigen, britischen Rhymes. Das Publikum um uns herum natürlich zum größten Teil aus GB, hatte sichtlich Spaß bei der Show der beiden aus Nottingham stammenden Mods. Punk vermischt mit Hip Hop und Texte, die die aktuelle Situation Englands provokant und energiegeladen 1:1 wiederspiegeln.
Der eigentliche Headliner an diesem Abend sollte Frank Ocean sein, der hat aber ziemlich kurzfristig abgesagt und da ist dann eben Jamie XX eingesprungen, wenn er eh schon da ist. Eigentlich sind wir große Anhänger seines Solo Albums In Colour. Das baute Jamie aber gar nicht so sehr in sein einstündiges Set ein … Schade. So verlor sich sein Set mehr und mehr in spanisch angehauchte Beats, die alle relativ ähnlich klangen. Zunächst tanzte man noch, dazu aber mit der Zeit wurde auch das Gerede des Publikums um uns herum immer lauter, was einem dem Spaß deutlich verdarb, weshalb wir uns noch vor Ende des Sets Richtung Ausgang begaben.