Am Samstag, der mal wieder in herbstliches Grau gehüllt war, holten wir uns die Sonne und Jamaika ins Herz und besuchten das Konzert von Patrice im Im Wizemann in Stuttgart. Vorweg geben wir zu, dass wir bei Patrice nicht ganz neutral sind, da wir schon seit über zehn Jahren seiner Musik verfallen sind und fast genauso lange, sehr regelmäßig seine Konzerte besuchen. Wir versuchen aber trotzdem, einen einigermaßen kritischen Blick auf das Konzert in Stuttgart zu werfen.
Als wir kurz vor 19:00 Uhr die Halle des Wizemann betraten, ertönte überraschenderweise schon vor dem offiziellen Beginn – Musik. Nicht wie gewohnt aus einem Lautsprecher, nein, von der Bühne herab. Es spielte für uns „unangekündigt“ eine junge Künstlerin, alleine und nur mit ihrer Gitarre. Sympathisch, gefühlvoll und authentisch präsentierte die Sängerin ihre souligen, folk-pop Songs. Leider bekamen wir nur noch die letzten beiden Songs von ihr mit – schade! Zum Glück verrät sie am Ende noch ihren Namen – Ami.
Vorab angekündigter Support war Jake Isaac. Er ist ein Songwriter aus dem Süden Londons, dessen Musik ebenfalls die Genres Pop und Soul vereint. Seine aktuelle EP War Child, landete in den iTunes-Charts sogar in den Top 10 und machte Ihn dadurch nicht nur in seinem Heimatland bekannt. Er supportete so unter anderem schon Ella Eyre und spielte bereits diverse Konzerte in den USA und Europa, sowie auch einige größere Festivals.
Das Stuttgarter Publikum freute sich über den Auftritt von Jake Isaac. Sympathisch kündigte er sich damit an, dass er sich bewusst ist, dass die meisten nicht wegen ihm hier seien, er sich aber trotzdem freut, wenn ihm doch ein paar Menschen zu hören. Gebongt. Die Stuttgarter ließen sich in seine Songs einbinden und bewegten ihre Hüften zu den Klängen des sympathischen Briten.
Zum Ende hin begab sich Jake Isaac für einen Song in die Mitte des Publikums. Dies setzte sich um Ihn herum auf den Boden, um von dort aus nur, und wirklich nur und ausschließlich, der zarten Stimme Isaacs zuzuhören. Das nennen wir mal Akustisch! Jake Isaac wird übrigens im nächsten Jahr nochmals eine eigene Tour spielen und am 08. Mai 2017 im Club Cann in Stuttgart auftreten.
We Are The Future In The Present. Ganz im Stile des Songs vom aktuellen Album, präsentierte sich das Bühnenbild. Der Hintergrund der Bühne bestand aus Spiegeln, in denen sich das Publikum selbst wiederfinden konnte. Die Instrumente und Mikrofone präsentierte sich in schlichtem und unscheinbarem weiß, genauso wie auch die Band, die Patrice begleitete. Insgesamt hatte er sich auf dieser Tour fünf Musiker mit auf die Bühne geholt. Einen Drummer, Keyboarder, sowie eine Sängerin. Erfreulicherweise war auch wieder sein extrovertierter und spaßiger Bassist mit dabei. Er begleitet Patrice schon seit einigen Jahren und sorgt für große Unterhaltung, vor allem in den ersten Reihen. Neu mit dabei war ein DJ, der den Songs noch mehr Vielfalt verleihen sollte. Schließlich arbeitete Patrice auf seinem im September erschienen siebten Studioalbum Life’s Blood mit dem weltweit bekannten DJ und Produzenten Diplo, sowie den französischen Picard Brothers zusammen.
Patrice legte von der ersten Sekunde an einen umwerfenden Auftritt hin und spielte sich dabei quer durch seine Ansammlung an Alben. Auch das Publikum war von Anfang an voll mit dabei. Besonders in den vorderen Reihen wurde hoch gesprungen und mitgesungen. Die Reihen dahinter tanzten zu den warmen Klängen, und so legte sich ein wohliger, karibischer Flair über das Publikum des Wizemanns. Wer den Text nicht konnte, den fordert Patrice auf, einfach trotzdem mit zu singen und einfach so zu tun – nana nuschel nuschel nuschel.
Soulstorm, Sunshine, Queens, Meanin ’ und vor allem Burning Bridges, die erste Single des neuen Albums Life’s Blood, sorgten mit ihren progressiven und tanzbaren Beats natürlich für die erwartete Über-Ekstase. Bei jedem Konzert filmt Patrice das Publikum dabei, wie es zu Wakey Wakey Clack Boom ausrastet. Am Ende der Europa Tour wird dann die Stadt erkoren, die am meisten Gas gegeben hat.
Der Sieger steht natürlich schon fest – Stuttgart! Hier der Beweis:
Nach fast 1 1/2 Stunden verließ Patrice zum ersten Mal die Bühne. Es folgt die Zugabe mit Murderer und einem Soundclash. Ja richtig, Patrice, seine Gitarre, und sein DJ, begaben sich ans andere Ende des Wizemann zum Soundpult und battelten sich von dort aus mit der restlichen Band auf der Bühne. Es ging hin und her mit Reggae und R&B Klassikern. Wer am Ende gewonnen hat – wir wissen es nicht – vielleicht unentschieden? Das Publikum das sich dazwischen befand hatte jedenfalls eine Menge Spaß und tanzte wie auf einer dementsprechenden Party wild zu den Beats. Patrice beendete den Battle zuletzt mit einer wundervollen Version von Redemption Song.
Zurück auf der Bühne wurde es mit dem Song Be With Me nochmals ganz ruhig im Wizemann. Die Ballade spiegelte die Stimme und die Vielfalt von Patrice perfekt wieder. Den Abschluss des Konzertes bildete der Song We Are The Future in the Present. So wahr! Unter tobendem Applaus verließen Patrice und seine Band die Bühne.
Natürlich kommt ein Patrice nach einem solchen Applaus und den erneuten Zugabe-Rufen nochmals zurück auf die Bühne. Zunächst nur er mit seiner Gitarre, und erfüllte die Song-Wünsche aus dem Publikum. Daraus entstanden ist ein kleines Medley aus Songs, die man als Patrice Fan schon ein Weile nicht mehr gehört hatte. Beispielsweise der Song No Excuse vom Album Ancient Spirit aus dem Jahr 2000. Wir finden, dies war einer der schönsten Momente des Konzertes. Ein Moment, bei dem die Welt um einen herum für einen Augenblick stehen blieb. Ihr lest schon, das mit dem kritisch sein haute nicht ganz so hin. Selbst wenn man schon öfters ein Konzert von Patrice besucht hat, ist es doch jedes Mal ein tolles Erlebnis voller Herzlichkeit und Wärme.