Wir waren am Freitag und Samstag auf dem Obstwiesenfestival in Dornstadt bei Ulm.
In den Freitag des Obstwiesenfestivals starteten wir bei Sonnenschein, blauem Himmel und den Klängen der schwedischen Band Two Year Vacation. Ihre musikalische Richtung bezeichnen sie als Tropical Disco Kraut Pop. Tatsächlich klingen ihre Songs nach Urlaub und die Stimme des Sängers Anton Tuvesson harmoniert hervorragend zu den wirklich tropischen und Reggae artigen Klängen, die er und seine Bandkollegen vorantreibend auf die Bühne bringen.
Im Zelt war es anschließend Zeit für den Musiker und Producer Blvth, bei dem es nun schon seit einigen Jahren ziemlich steil bergauf geht.
Erstmals sorgte er mit seiner 7iger EP für ordentlich Furore. Blvth ist ein Alleskönner: er spielt Gitarre, kann Texte schreiben, produziert und remixt was das Zeug hält – für sich und andere. Auf die Bühne des Obstwiesenfestival kommt er mit einem DJ und zunächst Mikro in der Hand, hüpft, dreht sich und springt ins Publikum. Dann spielt er Gitarre und zettelt einen riesigen Moshpit an, der sogar einen – nein zwei Moshpit Direktoren bekommt.
Dass er des öfteren mit King Krule verglichen wird, ist kein Wunder. Sein Songs klingen international und würden mindestens genauso gut in Großbritannien funktionieren.
Als einer der Headliner stehen die Leoniden auf der großen Bühne. Im vergangen Jahr noch im Festival Nachmittagsprogramm und dieses Jahr schon der Headliner, der ziemlich viel Publikum anzieht. In den vorderen Reihen wird so laut es geht mitgesungen zu Songs wie Kids, Sisters oder Why. Spätestens als dann noch Freed from Desire mit Give It to Me Baby angespielt wird, kann sich kaum einer mehr halten und alt und jung tanzt mit den Leoniden, die auf der Bühne sowieso kaum zu bändigen sind.
Im Zelt geht es anschließend mit den Viagra Boys – die ebenfalls aus Schweden kommen – heiß her. Die sechs Stockholmer lassen sich nicht so richtig in eine Ecke schieben, sind aber definitiv Punk. Dafür steht auch ihr Frontmann Sebastian Murphy, der Tätowierer ist – oder war – dementsprechend am ganzen Körper Tattoos hat. Auf der Bühne eher exzentrisch, und man weiß nicht so richtig, ob alles nur Performance, Ironie oder Ernst ist, wenn er sich auf den Boden wirft und mit Bier übergießt. Dennoch, die Show rockt und ihre Platte Street Worms aus dem vergangenen Jahr ist definitiv hörenswert.
Der große Headliner betrat um 00:05 Uhr die Bühne: Bonaparte. Tobias Jundt hatte gemeinsam mit seinem Drummer und Bassisten das Obstwiesenfestival umgehend in der Hand. Während seines Auftrittes reihte sich Hit an Hit. Ob die älteren Stücke wie Do You Want To Party, Who Took The Pill, Anti Anti
They are the millionaires and we are broke they make a statement, well it’s gotta be a joke they drive a limousine and we ride a bike they own the factory but we’re on strike
oder eben die Neuren wie White Noize oder Warten. Alle waren in Party Stimmung und Tobias Jundt begab sich mehrfach runter ins Publikum, ließ sich von der Crowd tragen und feuerte das Obstwiesen noch mehr an.
Den Tag beenden durfte Kid Simius, ein guter Kumpel von Bonaparte, der sogar mit im selben Tourbus anreiste. Das Zelt wackelte bei den Beats des Spaniers und wer nach dem Auftritt noch Energie übrig hatte, der blieb und wohnte der Aftershow Party bei.
Zwar war der Himmel am Samstag mit einem grauen Wolkenschleier behangen, aber dies tat der Stimmung der Obstwiesenfestival Gemeinde keinen Abbruch. Zahlreich war man erschienen, als Cassia aus Manchester auf der Bühne standen. In bester Laune wurde getanzt und vor allem das Cover von Hello hat es dem Publikum angetan. Aber auch der Titeltrack des Debüts Replica ist mit seinem karibischem Flair wunderbar zum Tanzen geeignet. Wenn ihr Fans von Vampire Weekend seid, dann solltet ihr unbedingt in das Album von Cassia reinhören.
Im Zelt wurde es mit den SONS, die ebenfalls von der Insel stammen, ziemlich rockig/ punkrockig. Das Duo kreierte mit Gitarre und Drums einen vorwärtsreibenden verzerrten Punkrock Sound, der die Zeltplane fast zum abheben brachte. Moshpits bildeten sich und die Temperaturen stiegen zunehmend.
Freundlicher klangen da dann Tahiti80 aus Frankreich. Die Indie Pop Band um Xavier Boyer gründete sich schon 1992 – da dürften viele der Besucher aus der ersten Reihen gerade auf die Welt gekommen sein. Umso mehr freute sich die Band, als diese zu ihren Songs wie Let Me Be Your Story oder Hurts tanzten. Und da war es auch schnell vergessen, dass ein paar Regentropfen vom Himmel fielen.
Die Band Of Skulls schlugen da dann schon sehr viel düsterere Töne an. Songs wie That’s My Trouble, The Devil Takes Care of His Own oder Death by Diamonds and Pearls begeistern und passen zur düsteren Stimmung des Himmels. Russell Marsden und Emma Richardson freuten sich sichtlich zurück in Deutschland zu sein und versprachen am Ende, auf jeden Fall im nächsten Jahr wieder nach Deutschland zu kommen.
Auf HMLTD aus Großbritannien freuten wir uns besonders. Leider gab es während der ersten paar Songs Probleme mit sämtlichen Mikrophonen, die Sänger Henry Chisholm in die Hand nahm – sehr ärgerlich. Trotzdem versuchten HMLTD ihre exzentrische wilde Bühnenshow so gut es geht dem Obstwiesenfestival näher zu bringen und das feierte die Londoner mit großem Applaus am Ende des Sets.
Ein weiteres Highlight für uns waren Yeasayer aus Brooklyn, die wir schon lange auf unserem Schirm haben. Ihren Indie Rock Pop nennen sie selbst Middle-Eastern-Psych-Pop-Snap-Gospel. Es wird wild getanzt und sogar Crowdsurfen wird energisch betrieben. Sänger Chris Keating rennt auf den Sound Boxen vor der Bühne auf und ab, tanzt noch wilder und freut sich so sehr über einen Hund aus Bierdosen, dass er diesen unbedingt bei sich auf der Bühne haben möchte.
Den Abschluss zu später Stunde um 01:05 Uhr machte Blanck Mass aka Benjamin John Power mit seinem elektronischen DJ Set. Das sehr düstere und experimentelle Post Rock Set des Briten wurde durch Visuals auf einer Leinwand hinter ihm noch weiter verstärkt.
Den Abschluss machten Bambooze Bros. (T-Rex & Montaro) mit einer phänomenalen Party im Zelt.
Klickt euch hier durch unsere Fotos vom Obstwiesenfestival:
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