Noch etwas ermüdet von der vorigen Nacht versprach uns auch der Happiness Festival Samstag ein schillerndes Programm mit herausragenden Musikern.
Dieses Begann für uns bereits um viertel vor Zwei mit Blackout Problems.
Ebenso pünktlich wie die Band brutzelte die Sonne auf das schon zahlreich vorhandene Publikum herunter. Dies tat aber weder den Münchnern von Blackout Problems, noch den Happianern einen Abbruch. Kurzerhand wurde da auch samt Gitarre im und mit dem Publikum gerockt. Mit ihrem zickigen Gitarrensound legten sie die Messlatte schon ziemlich früh ziemlich hoch an.
Mit facettenreichem und elektrisierendem Indie Pop Rock ging es weiter. Okay, das stimmt nicht ganz, denn die Leoniden mischen so ziemlich viele Genres erfolgreich durcheinander und liefern dadurch den Tanzwütigen unter uns die passende Mucke. Das war also genau das Richtige für dieses sonnige Festival Momentum am Mittag.
Der Kontrast macht es aus und so erklangen zum Auftritt von Audio88 & Yassin die Kirchenglocken – Halleluja. Titeltrack und gleichzeitig Titel ihres 2016 erschienen Albums. Das Berliner Hip Hop Duo mit seinen sarkastischen Texten befeuerte die Happianer und diese hoben ihre Hip Hop Arme bereitwillig zu Tracks wie Terrorist und ließen sich komplett mitreißen. Kirche eben und so rasteten eben diese beim Track Was würde Manny Marc tun, bei dem Audio88 & Yassin auf dem letzten K.I.Z. Album gefeatured waren, nochmal ordentlich aus.
Rummel Rummel, Bums Bums, Disko Disko, null Problemo
Audio88 & Yassin @ Happines Festival 2018 | © J. Zekl – About Musïc
“Kommt jetzt der Headliner?”, dachten wir uns um kurz vor 17:00 Uhr. Nein, Ufo361 war am Start. Die Bühne hinter einem schwarzen Vorhang verhüllt, erklang zunächst amerikanischer Rap bevor Ufo361 selbst unter großem Applaus mit seiner Posse auf die Bühne trat. Mit Tracks wie Power, Balenciaga, Nice Girl oder Beverly Hills eroberte er das überwiegend jüngere Publikum mit geballten Rap, welcher von Cloud und Trap angehaucht ist. Und nach seinem Konzert konnten wir im Bühnengraben sogar das ein oder andere Damenhöschen vorfinden. Ganz schön wild.
Der nächste auf der Bühne war der fulminante Faber. Schon das Bühnenbild an sich ist erstaunlich, mit goldenem Vorhang, Spiegeln, Palmwedel und einer erst kurz vor der Show aus Holz fertig gestellten Ananas Granate. Er und seine Band scheinen allerlei Instrumente zu beherrschen, von Posaune über Percussion, Klavier, Violine und natürlich Schlagzeug, Bass und Gitarre. Ganz “fabelhaft” präsentierte er seine Songs, die man zum Teil ernst – oder auch besser nicht so ernst nehmen sollte. Faber bricht mit sämtlichen Stilen, singt zum Abschluss etwas auf italienisch, was kein Mensch versteht und besteigt dabei Oberkörperfrei seinen Bassisten. Wie gut – denken wir uns – und auch die Happianer zeigen grenzenlose Begeisterung, indem sie wild zu den Songs tanzen und lauthals mitsingen.
Mit der Antilopen Gang kam ein weiterer Act, der sich nicht so recht einordnen lässt. Irgendwas zwischen Hip Hop und Punk trifft es aber schon ganz gut. Die Stimmung war von Anfang an auf höchster Stufe und die Texte zu Smash Hits wie Chabos wissen wer die Uni fickt, Beate Zschäpe hört U2, Enkeltrick und Pizza, bei dem ein aufgeblasenes Stück Pizza durch das Publikum wanderte, kannte natürlich jeder auswendig.
The Subways sind eine Band, die uns eigentlich schon seit mehr als zehn Jahren begleitet. Dementsprechend schade war es, dass zu Beginn ihres Auftritts einige Happianer abgewandert waren. Billy, Charlotte und Josh störte das aber wenig, die freuten sich riesig, nach zwei Jahren endlich wieder in Deutschland zu spielen. Und so präsentierten sie uns Songs aus ihrer inzwischen über 15 Jahre alten Bandgeschichte. Darunter auch der Song All Or Nothing, der gleichzeitig Titeltrack ihres im Jahr 2008 erschienen und von Butch Vig (ja, dem Herrn von Garbage) produzierten, erfolgreichen Albums ist. Mit You kill my cool präsentierten sie auch einen neuen Song von ihrem sich noch in Arbeit befindenden fünften Studioalbum. Als The Subways ihr Set dann mit Rock and Roll Queen beendeten und Billy ausgelassen am crowdsurfen war, schien es uns so, als hätten sie die Happianer mit ihrem Auftritt überzeugt und allmählich zurück vor die Bühne gelockt – geht doch.
Beatsteaks! Beatsteaks! Beatsteaks! Wer aufmerksam war, der konnte beispielsweise den Bassisten Torsten im Publikum entdecken, wie er Ufo361 abfeierte. Aber auch so schienen die Beatsteaks das Happiness Festival mindestens genauso sehr genossen zu haben, wie wir. So lobte Sänger Arnim das gute Essen, die Menschen und die Atmosphäre des wunderschönen Festivals. Was soll man zu den Beatsteaks noch viel sagen? Sie sind nun mal die beste Band, die Deutschland zu bieten hat und live ein absolutes Brett. Dass sie dann auch noch neben ihren eigenen Songs, bei denen man das Gefühl hat, es reiht sich Hit an Hit, ein Cover spielen, scheint für sie obligatorisch geworden zu sein. So kam die Crowd des Happiness in den Genuss eines ziemlich coolen Pixie Covers von Where Is My Mind. Wie Die Ärzte es schon sagten:
Wie kannst du bei den Beatsteaks ruhig sitzen bleiben
Ein großartiger Abschluss auf der Hauptbühne. Wir wären nicht wir, wenn wir uns nicht auch noch die letzten beiden Acts auf der Red Bull Music Stage reingezogen hätten. Dort legte Eskei83 auf. Der Kumpel der Drunken Masters und Red Bull Thre3Style World Champion ging vor allem in den letzten Jahren durch die Decke und legt inzwischen weltweit auf. Besonders in Erinnerung blieb uns der Mix des Papa Roach Remix von Last Resort. Anschließend erobert BRKN die kleine Bühne auf dem Bus. Der Rapper holte mit seinem deutschsprachigen R’n’B noch den letzten Tropfen Energie aus den Happianern und beendete das Happiness Festival 2018.
Was bleibt uns: eine großartige Erinnerung an zwei wunderschöne Festival Tage mit perfekten Bedienungen. Wir kommen gerne im nächsten Jahr wieder!
Hier geht es zum Bericht vom Freitag!
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